Reise ins Ungewisse

Diplomarbeit über die Anfänge der Fluchtbewegung aus dem Nahen Osten nach Europa


Erfüllt von dem Verlangen, die Natur des Menschen zu verstehen und den Grund für die weltlichen Entwicklungen nachvollziehen zu können, habe ich mich dazu entschlossen mein malerisches Interesse gezielt der Reflexion des gegenwärtigen sozialpolitischen Wandlungsprozesses zu widmen. Anhand meiner Beobachtung der sich global intensivierenden Flüchtlingsströme und den Fragestellungen nach deren Ursachen, Prozessen und Folgeerscheinungen, entstanden während der Sommermonate 2015 sechs großformatige Arbeiten, welche die Entwicklungen in diesem Jahr aus meiner persönlichen Beobachterperspektive heraus thematisieren.
Die künstlerische Auseinandersetzung mit konkreten Ereignissen bildete die Grundstruktur für eine für mich neue malerische Herangehensweise, welche mir gleichzeitig zum besseren Verständnis von Zusammenhängen aktueller Gegebenheiten, sowie als Zusammenfassung der neugewonnenen Informationen diente.

Verbildlichte Ereignisse


Die entstandene Serie von sechs Gemälden, im Format 1,40m x 1,30m, stützt sich auf konkrete medial vermittelte Ereignisse, die sich im Jahr 2015 zugetragen haben und mir besonders nahe gingen. Die Arbeiten markieren gleichzeitig einige der entscheidenden Etappen der Flüchtlinge aus den verschiedenen Regionen der Welt über Österreich und deren Nachbarländer, meist in Richtung Deutschland. Diese möchte ich an dieser Stelle darstellen:


Arabischer Frühling


Dezember 2010 – Mohamed Bouazizi, ein tunesischer Gemüsehändler, entzündet sich mutmaßlich selbst, als Protest gegen die von ihm empfundenen Demütigungen des im Lande vorherrschenden autoritären Regimes und polizeilicher Willkür. Dieses Ereignis markiert den Beginn des Arabischen Frühlings, welcher sich in kürzester Zeit von Tunesien aus über die Nordafrikanischen Staaten in den Nahen Osten ausweitet und bald die gesamte Arabische Welt erfasst.
In Syrien wurde aus der Revolution ein Bürgerkrieg, der zu einem internationalen Konflikt degenerierte und bis in die Gegenwart hinein (2025) unzählige Opfer unter der Zivilbevölkerung fordert. Die Infrastruktur des Landes wurde dauerhaft beschädigt. Millionen von SyrerInnen suchen innerhalb der Landesgrenzen nach einer sicheren Unterkunft oder haben das Land fluchtartig verlassen.


Zaatari


Mitten in der Wüste Jordaniens befindet sich das größte Flüchtlingscamp der Arabischen Welt – Zaatari ist eine Containerstadt, die mehr als 80.000 SyrerInnen beherbergt. Insgesamt sind mehr als vier Millionen Flüchtlinge in den Nachbarregionen Syriens registriert. Etwa 629.000 davon leben in Jordanien.


Jarmuk


Jarmuk in Damaskus wurde 2012 zunehmend zum Kriegsschauplatz. Das Flüchtlingscamp befand sich im April 2015 zwischen den Fronten des Islamischen Staates und den Syrischen Regierungstruppen, welche die innerhalb des Camps aktiv gewordene Freie Syrische Armee auszuschließen versuchten. Während dieser Auseinandersetzung wurde das Stadtviertel vollständig zerbombt.
Die in diesem Gemälde dargestellten Überlebenden bahnen sich durch die Ruinen ihren Weg in langsamer Bewegung nach vorn.
Das medial vermittelte Bild von der Wirklichkeit kann diese niemals vollständig einfangen, eine weitere Abstraktion durch die Malerei distanziert das Dargestellte und erhält einen zeichenhaften Charakter, welcher die Wirklichkeit hinter sich erahnen lässt. Somit erfüllt das Gemälde den dafür vorgesehenen Zweck, sich in eine lange Reihe geschichtlicher Bezeichnungen zu stellen. Die Ankunft der Flüchtlinge in Europa vermischt die Realitätsbarrieren und die Zeichen stehen lebendig vor uns, wie die Figuren aus einer erinnerten Vorahnung.


Übersetzung, Dunkles Wasser und Ankunft


Auf der Überfahrt von Libyen übers Mittelmeer nach Italien betreten viele Flüchtlinge auf Lampedusa erstmals den europäischen Boden. Die wenigsten der für diese lange Überfahrt eingesetzten Schlepperboote eignen sich für den Transport großer Menschenmassen.
Im April 2015 ereignete sich vor der Küste ein Bootsunglück, welches annähernd 800 Menschenleben forderte. Die ansässigen Fischer konnten nicht alle Passagiere retten, da viele von ihnen Nichtschwimmer waren. Andere waren auf Grund von Platzmangel und weil sie sich keinen Platz an Deck leisten konnten, unter Deck eingeschlossen. Beraubt jeglicher Möglichkeit sich zu befreien, sanken sie zusammen mit dem Boot. Dies ist nur ein Beispiel für viele ähnliche, die sich auf der langen Überfahrt ereigneten. Das Wasser verbirgt unter seiner Oberfläche für immer die Dunkelziffer der Verunglückten.

Ausstellungshistorie der Gemäldeserie „Reise ins Ungewisse“


Im Rahmen des Wettbewerbes zum Kunstpreis „Lentos Freunde“ im Kunstmuseum Lentos Linz:
https://www.teresidi.at/kunstpreis-lentos-freunde/
Initiiert vom Leiter der Wiener Seccession, Herrn Andreas Reiter Raabe, in der Deutschvilla Strobl am Wolfgangsee:
https://www.teresidi.at/deutschvilla-strobl/
Präsentiert vom Obmann des Red Carpet Art Awards, Herrn Manuel Gras, im Showroom Karlsplatz im öffentlichen Raum der Wiener U-Bahn Netze:
https://www.teresidi.at/red-carpet-art-award-showroom-karlsplatz/
Im Amtshaus Margarethen des 5ten Gemeindebezirkes Wien im Rahmen der Ausstellung XXL-Format:
https://www.teresidi.at/xxl-format-amtshaus-margareten/

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